Griechenland 1983

Liebe Paddler, ich erzähle Euch hier eine Geschichte, aus einer Zeit, wo man noch Zeit hatte, sich Zeit zu nehmen, Verabredungen noch ohne Handy funktionierten (der Beweis kommt später), der Europareisende an den Landesgrenzen noch ein Ausweispapier zücken musste und sich den Launen eines Staatsbediensteten namens Zöllner aussetzen musste. Jugoslawien war noch ein einig sozialistisches Land! Und eine Europareise erforderte die Landeswährung des jeweiligen Landes mitzuschleppen.

Der Jürgen studierte gerade das Berechnen von Transistoren, seine damalige Freundin hatte auch gerade mal zwei Monate Zeit, so beschlossen wir, mit einem zum Wohnmobil umgebauten Mercedes 508 D, 2,5 Liter Hubraum, 80 PS eine Reise nach Griechenland zu unternehmen, um den Kanusport auszuüben .

Spontan kamen noch 2 weiter Kumpel dazu, die aber mangels Zeit nur wenige Wochen mitkonnten, so verabredeten wir ein Telefongespräch einen Tag vor deren Abreise mit der Info, wo wir denn seien.

So fuhren wir dann erst mal los Richtung München, wo wir in einem Wald (das ging noch!) die erste Nacht verbrachten. Leider spazierte unser junger Hund Perikles (Perry) nicht nur im Wald rum, sondern meinte, auch die Straße überqueren zu müssen, das hätte ihn beinah das Leben gekostet. Der von uns aufgesuchte Tierarzt meinte aber, eine kleine Verstauchung am Hinterlauf, aber vor allen Dingen Schock, also, ein paar Tage Ruhe. Der Campingplatz in Thalkirchen an der Isar brachte diese Ruhe.

Doch dann ging es weiter, via Österreich und Italien, weiß der Teufel warum diesen Weg, in Richtung des berüchtigten Autoput in Jugoslawien. In Italienwurden wir wegen einer Geschwindigkeits-überschreitung von den Carabinieri angehalten, eine Strafe sei fällig. Wir hatten natürlich keine LIRA (die damalige Währung) bei uns, und ich wollte in der naheliegenden Kneipe Geld wechseln. Nein, ich müsse da bleiben, meine Freundin solle gehen. Den Böcken sind echt die Augen aus dem Gesicht gequollen beim hinter meiner Freundin herschauen.

Irgendwann kamen wir dann auf den Transit, den sogenannten Autoput, der viele Verkehrs-Opfer gefordert hat, da hier der schnelle LKW genauso unterwegs war wie der Ochsenkarren, natürlich unter „orientalischen Verhältnissen“. Und die Polizisten waren als besonders scharf auf „westliche Verkehrssünder“ bekannt.

So kamen wir dann ohne „Verkehrsverstöße“ an die griechische Grenze, wo man alle Einreisenden durch ein Desinfektionsbecken fahren ließ.

Der von mir in einem alten Paddelführer auserkorene Fluss war der Acheloos, beschrieben als schöner, einsamer Wanderfluss. Hier kamen wir nach ca. einem Monat Anreise mit vielen schönen Plätzen, auf denen wir länger verweilten, an. Dann erst mal eine Kneipe gesucht, von der aus wir telefonieren konnten, was tatsächlich funktionierte. Dort verabredeten wir uns für 2 Tage später mit unseren Kumpels.

Als diese dann eingetroffen waren, ging es los zur Einsatzstelle, wo Zelt und alles in die Boote verladen wurde, denn wir mussten mehrere Tage auf diesem Fluss verbringen.

So ging es dann los, aber von wegen Einsamkeit, es wurde gerade eine neue Straße entlang des Flusses gebaut, gut für die Infrastruktur, schlecht für uns, denn der Wanderfluss wurde durch in den Fluss geschobenen Abraum vom Straßenbau mehrfach blockiert, die fahrbaren Blockstellen hatten im Gegensatz zu den „gewachsenen Blockstellen“ sehr scharfe Kanten an den Felsen.

Irgendwie ging es aber doch, so fuhren wir den Fluss herunter, zelteten an den schönsten und manchmal auch unmöglichsten Plätzen, wenn mal wieder der schönste Platz viel zu früh am Tage erschien, dann aber nach dem weiterfahren kein schöner Platz mehr auftauchte. Erstaunlich ist, die Stelle konnte vermeintlich noch so einsam sein, aus irgendeinem Busch tauchte immer ein Mensch auf, immer sehr freundliche, offene Menschen, niemals finstere Gesellen.

Einmal stand ein Mann mit hochgekrempelten Hosen bis zum „Bördchen“ im Wasser und winkte uns gestikulierend zu sich hin, etwas auf griechisch rufend. „Ja ja, das kennen wir schon, der will uns abzocken“!

Da unsere Lebensmittel dem Ende zu gingen zelteten wir unterhalb eines Ortes, in dem ein Lebensmittelladen war. Dorthin begaben wir uns des Morgens zum Zwecke des Einkaufens. Vor dem Laden saßen einige Griechen vor Wassergläsern. Als wir auftauchten wurden wir, erstaunlicherweise auf Deutsch gefragt, was wir denn wollten. „Ähh, Einkaufen natürlich“!...... Erst mal hinsetzen, es ist noch zu früh zum Einkaufen, die Wassergläser wurden (nicht ganz, aber ziemlich) mit OUZO gefüllt, und dann mussten wir, während die Gläser immer wieder gefüllt wurden, erzählen, wo wir herkamen und welcher Teufel uns reiten würden, da unten mit Booten zu fahren, man könne doch wirklich seinen Urlaub anders verbringen! Na ja, irgendwie schafften wir es, doch noch einzukaufen und den Weg zum Zelt zu finden, an weiterpaddeln war nicht zu denken. Bei der Gelegenheit erfuhren wir dann auch, das der Mann im Wasser der hiesige Hotelbesitzer war, dessen Hotel an die Straßenbaufirma vermietet war, und er uns anbieten wollte, in seinem Hotel umsonst zu übernachten, da die Arbeiter übers Wochenende zu Hause waren. (sehr, sehr peinlich!!) der Übersetzer hatte übrigens in Köln bei Ford Autos gebaut, am Fließband!

Abends lud man uns zur Dorffeier ein, wo auch unser Hotelbesitzer anwesend war, dem wir dann erklärten, warum das alles so geschehen ist, und bedauerten gemeinsam diese nicht mehr heilige, böse westliche Welt. Übrigens, bei uns rollte damals die unheimliche Gyros Welle, wenn man dort, im Inland, Gyros bestellte, erntete man verständnislose Blicke. Dort öffnete man die Kühlkammer und zog Spieße aller Art, Leber, Nieren und was noch alles heraus, legte es auf den Grill. Zu später Stunde haben wir uns dann, ganz schön vom Alkohol benebelt, verabschiedet, aber der Weg sei zu gefährlich im Dunkeln für uns, einer der Männer begleitete uns zu den Zelten, wer nun wirklich besoffener war möchte ich nicht entscheiden, er machte den Weg, trank bei uns am Zelt noch den einen oder anderen Ouzo und verschwand irgendwann im Dunkeln. Ab und zu vernahmen wir aus der Dunkelheit eine Stimme: „Oh, OUZO, PIVO, ohhhhhhhhh….“!

Am Ziel unserer Reise angekommen, bestand unsere Aufgabe darin, die Autos zur Aussatzstelle zu bringen, was wir mit Hilfe eines Linienbusses zu tun gedachten. Damit hier keine Irrtümer auftreten, der fuhr nicht mehrmals am Tag, sondern mehrmals in der Woche, so gegen irgendwann, also, warten. Aber er kam, und so fuhren wir los. Ich kenne nicht mehr den Grund, aber in einem Dorf hatten die Bewohner eine Straßensperre eingerichtet, und alles Verhandeln von Seiten des Busfahrers verlief negativ, der Bus wurde nicht durchgelassen. Nach kurzem Abchecken, wer wohin wollte, drehte der Bus und er brachte uns auf ausgesprochen abenteuerlicher Strecke zum Ziel. Tröstend waren die Worte eines wiederum deutsch sprechenden Griechen, ja, die Busfahrer hier sind wahre Könner, da muss man keine Angst haben, vor kurzem haben bei einem Bus die Bremsen versagt, da hat er ihn in eine Felswand gesetzt, leider hat eine Frau die Nerven verloren und ist abgesprungen, sie ist leider getötet worden.

Irgendwann waren wir wieder an unserem Aussatzpunkt, luden die Boote auf und begaben uns erst mal zu einem Muss, den Meteora Klöstern. Da ich mit sowas wenig zu tun habe, war es mir Willkommen, das meine Freundin in ihrer knackigen Hose nicht eingelassen wurde, ich bin dann aus Solidarität bei ihr geblieben.

Nach einem Aufenthalt am Meer begaben wir uns gemeinsam auf die Fähre nach Italien um dann den Heimweg anzutreten. Hier schepperte es an der Hinterachse meines Fahrzeuges beim Anfahren und Bremsen heftig, die losen Radmuttern hatten inzwischen „Langlöcher“ in die Felge geschliffen. Eine italienische Werkstatt schweißte die Löcher zu und bohrte neue Löcher, „fahrt einfach was vorsichtiger, dann geht es“!

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Seaberg antwortete auf das Thema: #2 11 Aug 2018 23:45
schön. leider ist heutzuatage alles anderes geworden... . Solche Leute gibt es fast nicht mehr ...

schöne Fotos auch...
Danke.

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