Die Soča bei Sommerpegel im Mai 2017

Es ist Freitag der 26 Mai 05:30 und knapp 950 km liegen noch vor uns. Die Sachen sind gepackt, ich muss nur noch die Augen aufbekommen und die Boote müssen noch aufgeladen werden, dann geht’s los! Bereits nach den ersten 50km Fahrt hat man sich drauf geeinigt, dass die Musikgeschmäcker wirklich verschieden sind und der Fahrer die Musik bestimmt. Plötzlich will jeder Fahren… Nach knapp 10h Fahrzeit erreichen wir Bovec bei strahlendem Sonnenschein.

Unsere Zelte können wir im Camp Liza zum Glück nahe der Koritnica (und ja, sie ist seeehr deutlich zu hören) im Schatten der Bäume aufstellen. [Der Boden ist überaus steinig, es empfehlen sich Felsbodenheringe und ggf. eine Unterlage um den Zeltboden zu schonen]. Gleich nach der Ankunft wird die Hausstrecke zu Fuß erkundet. Auch hier sollten die malerisch schönen Bilder aus dem Internet recht behalten. Das Wasser ist herrlich türkis, das Karststeingebirge hat ein paar Steine wie zum Spaß in den Fluss geschmissen, welche das Wasser spielerisch nachzeichnet und dem Paddler manche Stelle zum üben und auspowern bietet. Eingerahmt von den Julischen Alpen kann bei leuchtend blauem Himmel selbst Bora Bora hier nicht mithalten.
 
Am Samstag ist es dann soweit, es geht endlich aufs (und manchmal auch unter) Wasser! Noch auf eigene Faust, denn der Kurs beginnt erst am Montag. So können die ersten Fehler und falsch eingeschliffenen Bewegungsmuster wieder etwas ausgebügelt werden. Gestärkt wird sich jeden Tag nach dem „harten Training“ beim Albaner (Sahneschnitte und Eis satt).

Der erste Kurstag wird auf der Hausstrecke verbracht, aber nicht zum Lernen, sondern zur Sachstandsfeststellung. Hier zeigt jeder, was er (noch nicht) kann und daraus wird der Plan für die kommende Woche gestrickt. Für den FE2 heißt das u.a.: Kehrwassereinfahrt mit engem Radius, Traversieren, Grundschlag mit möglichst senkrechtem Paddel und weit vorn eingestochen.

Am Dienstag ging es zum Bunkerschwall. Vor der Befahrung wurden die schwierigsten Stellen an den ersten drei Stufen von Land aus „gespottet“, um die beste Fahrlinie und mögliche Gefahren zu erkennen. Im Anschluss an den Bunkerschwall folgt die 3. Klamm, welche wir aufgrund unterspülter Felswände unter großen Anstrengung umtragen haben. Für die Plackerei wurden die Mutigen mit einem Sprung von gut 3 m in die Tiefe am Ende der dritten Klamm entlohnt.

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Sven auf dem Weg in die 3. Klamm und…

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… Scotti gerade unter Wasser (hier gewinnt man einen Eindruck, wie viel Kraft dahinter steckt, um 300 L Auftrieb auch nur zeitweise zu versenken).

Am Mittwoch ging es ab in die Tonkuhle. Die Strecke ist zwar anspruchsvoller als die Hausstrecke, aber die eigentliche Herausforderung ist der Ausstieg. Dieser zieht sich gefühlt einen Kilometer bergauf und raubt einen am Ende des Tages die letzten Kraftreserven (und ist natürlich wieder ein guter Grund, vor dem Abendessen den Albaner aufzusuchen…) Auf der Strecke lässt sich wunderbar die Kataraktfahrweise üben. Der Erste sucht sich ein Kehrwasser und fordert mittels „Faust zum Helm“ den Nächsten auf ihm zu folgen, während er selber das Kehrwasser räumt und das nächste anvisiert. Der Folgende gibt wiederum dem Dritten das Zeichen zum Fahren usw. So kann ein verblockter und schlecht einsehbarer Flussabschnitt in der Gruppe bewältigt werden, ohne dass man sich in den Kehrwässern über den Haufen fährt oder unbeabsichtigt vorschnell in eine gefährliche Stelle gerät. Am Schluss der Strecke wurden nochmal die Grundlagen des Sicherheitstrainings wiederholt und jeder durfte seinen Wurfsack im „scharfen Versuch“ einsetzen und einmal gerettet werden. Manch böse Zunge behauptet, dass so das soziale Gefüge und die Sympathie eines jeden Einzelnen getestet wurden…

Tags darauf folgte am Ende des normalen Trainings dann für einen Teil der Gruppe (auch weil viele nach der Tonkuhle ihr Boot nicht noch einmal den beschwerlichen Weg bergauf tragen wollten) der allseits gefürchtete Friedhof (welcher mit unseren Fahrkünsten nur bei Sommerpegel zu bewältigen ist).

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Am letzten Kurstag wurde der Friedhof von allen bezwungen. Im sogenannten Looping Loui konnte jeder „seine Nase“ mal in eine Walze stecken, um zu gucken, was dann passiert.

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Scotti zeigt „Kante“ im Looping Louie…

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…und Sven steckt seine Nase gaaanz tief rein.

Abseits des Paddelns wurde viel Zeit auf dem Campingplatz verbracht. Für jeden Tag waren drei als „Kochgruppe“ eingeteilt und hatten zum Frühstück (09:00) und Abendbrot (20:00) für das leibliche Wohl zu sorgen und im Anschluss alle Spuren der Völlerei zu beseitigen. Die Abende klangen häufig am Grill, Lagerfeuer oder bei einem Spiel in geselliger Runde mit einem hopfenhaltigen Kaltgetränk aus. Auch wurden die lokalen Köstlichkeiten wie Cevapcici, Borovnica (Heidelbeerlikör) und Lasko (lokales Bier und die Antwort auf fast alle Fragen…) ausgiebig verkostet.

Nach rasend schnell vergehenden acht Tagen war der Traum von der Karibik in den Alpen wieder vorbei. Die Realität traf alle am Sonntag der Abreise, wo es dann wieder auf in das deutlich flachere NRW ging. Am Ende bleibt zu sagen, dass es ein toller Urlaub mit einer wunderbar harmonischen Gruppe bei sagenhaftem Wetter war.

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