Schleppertour – ein alter Paddler erinnert sich

In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als man „noch Zeit hatte, sich Zeit zu nehmen, sich aber dennoch zeitig auf den Weg machte“ (Ulrich Roski), wo wenige Schiffe Radar hatten, und die „Selbstfahrer“ noch häufig gesehen wurden, die Schilder „Schiff nicht betreten“, eher seltener waren, ging sowas hier noch.

Etwas oberhalb des Bootshauses legten zum Einbruch der Dämmerung des Öfteren Frachtschiffe an, und wenn wir uns dann bequem den Rhein herauf fahren lassen wollten, legten wir uns Abends auf die Lauer , und sobald ein „Bergfahrer“, dessen Bord sich in idealer Höhe zum bequemen ein und aussteigen befand, das Gas wegnahm,  um seinen Anker in den Grund des Rheines zu werfen, saßen wir im Boot und fuhren, zur Befragung des Kapitäns, ob er uns mitnimmt, an die Seite des Kahnes.

Das es hier nicht immer ganz so friedlich zuging, war logisch, denn manchmal waren die „Käptns“ ganz schön verwundert, vor allem, wenn das Schiff schon da lag, und wir an Bord mussten, um zu fragen. Wir sahen schon in Pistolenmündungen und manche kalte Hundeschnauze zeigte die Zähne. Aber wir leben noch.

So wollte auch Jürgen einmal mit einem Frachter  bis nach Mainz mitfahren, dann den Rhein runter bis Bacharach, wo er dann seine Kameraden, so nannte man die Paddelkumpels damals noch, treffen wollte, die einige Tage später von dort aus die berühmte Bacharach Tour beginnen wollten, darüber gibt es vielleicht später einen anderen Bericht.

So kam er dann, der Kohlendampfer, Jürgen fuhr sofort an, es war ein niederländisches Frachtschiff mit Kohlen beladen, und Jürgen frug. Auch dieser Käptn war etwas verwundert, „ja, kannst mitfahren, musst aber Abends von Bord“! „Gut, gedealt, morgen um 5 Uhr wird der Anker gelichtet, dann bist Du an Bord, sonst sind wir weg.“ Jürgen war an Bord, es war recht neblig, so legte er sich auf seine Luftmatratze, ISO Matten gab es glaub ich noch nicht, ich hatte jedenfalls keine, und irgendwann lichtete sich der Anker, es ging mit dem typischen Brummen des Motors übers ganze Schiff  los. Aber nicht lange, vor Oberkassel rasselte der Anker schon wieder in den Grund des Rheines, es war zu neblig um weiterzufahren! Irgendwann zeigte sich die Sonne, der Nebel lichtete sich und der Anker wurde gelichtet.

Der Kapitän war mit seiner alten Mutter alleine an Bord, und diese gute Frau kam dann zu mir und meinte, ich sollle doch auf einen Kaffee ins Steuerhaus kommen. Nichts tat ich lieber, und so kam man ins Gespräch, der gute Mann fuhr echt den ganzen Tag alleine, hatte irgendwo seinen zweiten Anker verloren, der lag in irgendeinem Hafen und wartete darauf, wieder aufgenommen zu werden.

 

Den Verbrauch seines Schiffsdiesels kenne ich nicht, aber der Verbrauch des Käptns lag bei    2X 0,33 Ltr. Bier in der Stunde, das Leergut flog in hohem Bogen über Bord. Nachdem herauskam, das ich auf der alten Filia Rheni der BPS ein Praktikum gemacht hatte, das nannte man damals nur noch nicht so, durfte ich nach einer kurzen Prüfung seinen Kahn steuern, während er Bier wegbrachte und neues holte.

Da sich Vertrauen aufgebaut hatte, durfte ich sogar vorne in der Matrosenkabine schlafen, die war ja nicht bewohnt. Es ist schon ein komisches Gefühl, in so einer Blechkiste zu liegen, man hört alles, was gegen die Schiffswand getrieben wird, vielfach verstärkt.

Oberhalb des Mainzer Campingplatzes wurde es dann noch mal spannend, denn ich musste von Bord, mit meinem „Neckermann Pouch Zweier“, das ist immer ein schwieriger „Ausstieg“, das Boot wird zwar gedrosselt, aber selbst wenn das Boot steht, der Rhein fließt immer noch, aber auch diesmal ging es gut, ich kam, nach einem herzlichen Abschied, gut von Bord und landete dann am Camping an. Drei Tage auf einem Kohlenfrachter macht das Duschwasser ganz schön dunkel…

Übrigens kann ich mich wirklich nicht mehr an den Schiffsnamen erinnern, es war aber nicht die Excelsior!

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