Wanderfahrt durch den grünen Ruhrpott

Nachdem sich Jan und Daniel eine Wanderfahrt auf der Ruhr in den Kopf und die Ankündigung dazu in das Forum gesetzt hatten, sagte ich zu, ohne auch nur einen Moment daran gedacht zu haben, was mich da ganz sicher erwarten würde: Kaimauern und Industrieruinen vom Einstieg bis zum Ausstieg, Straßenlärm am Tag, keinen Quadratmeter Rasen für das Zelt in der Nacht, keine Flora, keine Fauna, eben das, was ich mir unter dem Ruhrgebiet so vorstellt habe. Was hab ich mich getäuscht!

Vielleicht war ich mit meinen "Luftschlössern" ja nicht allein. Als es am Samstag um 7 Uhr losging, waren wir nämlich nur zu dritt – jeder gleichermaßen müde wie entschlossen. Ein paar Kaffee und McMuffin später fuhren wir nach Essen-Kettwig, das geplante Ziel unserer Wanderfahrt. Die große Wehranlage bot sich als Ausstiegspunkt an. Sie war nicht zu übersehen und ein Auto ließ sich dort auch gut abstellen. Anschließend ging es nach Witten, genauer gesagt zum Kanu-Club Witten e.V. Von hier aus würde unsere Flussreise ca. 48 km zählen. Ohne jede Eile waren wir um kurz vor 12 auf dem Fluss und wenige Minuten später auf dem Kemnader See. Es machte sich schnell bemerkbar, weshalb man für so ein Gewässer besser kein Wildwasserboot wählt: Das (grüne) Ufer war in alle Richtungen fern und es ging ein merklicher Wind.

Kurz nach dem See nahmen wir die erste Gelegenheit war, im Kanu-Club Wiking Bochum e.V. bei Bier und Radler zu rasten. Der Stopp war gut gewählt, denn kurz darauf galt es ein Wehr aufwendig zu umtragen. Hätten wir den Weg gescoutet, bevor wir mit den Booten in die falsche Richtung marschiert sind, wäre es nicht ganz so strapaziös geworden... Aber man lernt bekanntlich nicht aus. Insgesamt mussten wir auf der Tour das eine oder andere Wehr umtragen. Die Anlagen auf der Ruhr haben insgesamt vermutlich schon bessere Zeiten gesehen. Teilweise gibt es keine Bootsrutschen, vereinzelt waren sie nicht funktionsfähig. Dafür hatten wir auf den fahrbaren umso mehr Spaß und Daniel sogar einen Hauch von Wildwasseraktion.

Wir hielten noch einmal für Wurst und Nudelsalat bei der "Leimpfadoase", fuhren unermüdlich weiter und erreichten nach insgesamt 26 gefahrenen Flusskilometern gegen 18 Uhr den Anleger am SV Steele. Die DKV-Flagge ließ uns zwar hoffen, dass wir auch ohne Anmeldung eine Erlaubnis für eine Übernachtung bekommen würden. Auf eine Gastfreundschaft, wie sie uns dann entgegengebracht wurde, hätten wir aber nicht zu hoffen gewagt. Wir bekamen neben dem gesamten Vereinsrasen zum Campen, einem Schlüssel zu den Duschen und Toiletten, der Erlaubnis das Freibad die ganze Nacht zu nutzen auch noch drei Freibier und drei Duschgel! Was kann man an dieser Stelle anderes schreiben als: Nochmals Danke SV Steele!

Und was war jetzt mit meinen eingangs genannten Vorurteilen vom Pott? Wurden sie vielleicht noch auf den am Sonntag gepaddelten 22 km Wirklichkeit? Einzelne Schornsteine, Fördertürme und Denkmäler ließen zwar erahnen, welch andere Bedeutung die Ruhr als Schifffahrtsstraße in der Vergangenheit für die Industrie der Region gehabt haben mag.

Wir waren deshalb auch umso erstaunter, wie ländlich sich die Ufer und das Umland uns auf der gesamten Fahrt zeigten. Bis zuletzt waren wir überzeugt, dass wir spätestens am Baldeneysee, südlich von Essen, auf Stadtansichten stoßen würden. Tatsächlich floss die Ruhr -mal im schmaleren, mal im breiteren Flussbett- mit stets gemächlichem Tempo bis zu unserem Ausstieg durch ausnahmslos viel Natur.

Uns hat die Tour viel Spaß gemacht. Daran hatte neben der Streckenführung, das Wetter, die komfortable Distanz und schließlich ein schier unerschöpflicher Vorrat an Kinderschokolade seinen Anteil. Für alle, die mehr über unsere Strecke erfahren möchten, ist hier die Tour im Detail zu sehen.

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JanMT antwortete auf das Thema: #2 15 Aug 2016 20:57
Sehr schöner Bericht! Das trifft es genau. Nur eine kleine Anmerkung: die drei Bier waren nicht frei. Die hab ich bezahlt :) Das Duschgel ging aber aufs Haus.
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Michael antwortete auf das Thema: #3 15 Aug 2016 22:36
@ Jan: Du hast mich vom ersten Schluck an glauben lassen, es sei Freibier. Ich weiß nicht, ob ich darüber hinweg komme!
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JanMT antwortete auf das Thema: #4 16 Aug 2016 22:37
Ach, kein Problem. Es war sogar noch etwas billiger als beim VKB